Die Entschleunigung zieht ihre Kreise…
Meinungen, Informationen, interessante Aspekte – all das findet sich in dieser Sammlung rund um das Thema Slow Life.
Unser Anliegen ist es, die Slow Life Bewegung in ihrer Vielfalt abzulichten.
Diese Rubrik wird mit der Zeit ausgebaut bzw. aktualisiert werden.
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Slow Gardening
Es gibt bestimmt viele, viele gärtnernde Menschen, die sagen können: Das ist Slow Gardening? Dann habe ich ja nie was anderes gemacht. Wie schön!
Denn das, was jetzt fast als Trend in den Garten- oder auch anderen Zeitschriften zu lesen ist, war und ist für viele Gärtnerinnen und Gärtner genau das, worum es ihnen schon immer gegangen ist: sich selbst zu entfalten, Wohlfühloasen zu schaffen, fern von jedem Perfektionsanspruch, und wenn Perfektion, dann mit entspannter Freude. Viele Facetten der Achtsamkeit kommen im Slow Gardening zum Vorschein: eins nach dem anderen, innehalten und bewusst genießen mögen, Geduld durch Akzeptanz dessen, was ist, und loslassen zur rechten Zeit.
Sicher, es gibt auch Gartenbesitzer, für die ein Garten nur Arbeit bedeutet, oder die ihren (Vor-)Garten gleich zur kompletten Steinwüste umwidmen (Stichwort: Gärten des Grauens). Doch den meisten Gärtnerinnen und Gärtnern käme eine solche Schotterwüs gar nicht in den Sinn. Sie geben sich weiterhin mit Begeisterung und Herzblut ihrer grünen Insel hin und staunen wie am ersten Tag, wie Blumen sich drehen, öffnen, schließen, falten, neigen können – je nach Sonnenstand und Luftfeuchte. Sie sprechen mit ihren Blumen, verweilen bei ihnen, pflegen sie, genießen sie und lassen sich von dem Reichtum beglücken. Slow Gardening – gewissermaßen in Reinkultur.

Slow Gardening lehrt oder bewahrt Geduld und Demut. Statt Kübel mit „fertigen“ Pflanzen zu kaufen, schauen die Gärtnerinnen und Gärtner geduldig auf ihre kleinen Pflänzchen, hegen und pflegen sie – oft über Jahre – bis sie sich voll entfaltet haben. Getreu dem Motto: Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
Die zur Verfügung stehende Fläche spielt beim Slow Gardening nicht die geringste Rolle. Selbst der kleinste Blumentopf auf dem kleinsten Balkon bietet die Chance, hingebungsvoll in der Erde zu wühlen, sich an kleinen wie großen Knospen erfreuen zu können, ja es zu feiern, wenn sich endlich die langersehnte Blüte öffnet.
Zu Slow Gardening gehören alle Sinne. Gerade Düfte können so überraschend sein: morgens anders als abends, nach Regen anders als in der Sonne, intensiv, betörend, frisch, süß, fruchtig. Ein olfaktorisches Paradies.
Slow Gardening heißt, die Bedächtigkeit im Garten walten lassen. Und sich daran zu erfreuen. Und es verlangt Hingabe – für jeden Gärtner, denn die Pflege kann nicht lange vernachlässigt oder ausgelassen werden. Dafür kennt die Phantasie und Kreativität kaum Grenzen, Farbenpracht und Formenvielfalt, ästhetische Feuerwerke werden gehegt und gepflegt, in langen Winterabenden sorgfältig geplant.
Die Nachfrage nach Schrebergärten hat sich nicht erst seit Corona deutlich erhöht. Und obwohl ein Garten zweifelsfrei auch Arbeit und Aufwand bedeutet, ist die Zufriedenheit, all das Schöne selbst geschaffen zu haben, enorm. Eine heile Welt, die es ermöglicht, den hektischen und lauten Alltag auszublenden und ganz zu sich selbst zu finden. Eine heile Welt, die nicht nach außen gerechtfertigt werden muss. Mein eigenes grünes Reich, in dem ich schalten und walten kann und durch das sich ein Liebhaber des Slow Gardening demütig, dankbar und geduldig durchwursteln möchte. Strahlende Laune (meistens) inbegriffen.
Darüber hinaus gehört zum Slow Gardening auch, eher heimische Pflanzen, Sträucher und Bäume zu berücksichtigen. Auch Kleintieren wie Igeln ein Winterquartier zur Verfügung zu stellen, gehört dazu (z. B. durch Laubhaufen). Und wenn dann noch Insekten, Bienen und Vögeln eine Chance zum Miteinander im gemeinsamen Grün erhalten…
Slow Gardening ist nicht nur für Garten- oder Balkonbesitzer ein Thema. Auch im Blumenhandel oder den Großgärtnereien zeigen sich Reaktionen. Die Slowflower-Bewegung als Beispiel setzt sich für Transparenz und Vertrauen im nachhaltigen Schnittblumenanbau ein. Die Devise lautet: Regional, saisonal, nachhaltig. Sie lädt alle ein, sich häufiger selbst Blumen zu schneiden – auf den Feldern der Gärtnereien.
Die Slow Food Bewegung wiederum hat das Projekt 1000 Gärten in Afrika aus der Taufe gehoben, bei dem es u. a. um nachhaltigen Anbau von Schnittblumen geht. (siehe auch Rubrik Slow Food)
Slow Gardening ermöglicht vom Balkon-Blumentopf über den Garten bis hin zur Blumen-Industrie, das langsame, naturnahe Gärtnern wiederzuentdecken. Oder – wie anfangs schon erwähnt – einfach beizubehalten.
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